Geschichtsverein Gelnhausen e. V.

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Tafel 9 - Bergschlösschen und Weiße Villa

Tafel 9

Bergschlösschen & Weiße Villa

Von der Sommerfrische der Familien Schöffer und Becker zum Kurba

Der Blick vom Bergschlösschen über das Kinzigtal reicht bis in die Rhein-Main-Ebene hinein. Linker Hand ist einer der drei Zeugenberge aus Spessarter Buntsandstein zu sehen, der Meerholzer Heiligenkopf (nicht sichtbar der Niedermittlauer Heiligenkopf sowie der Rauenberg). Rechts davon im Hintergrund liegt das Waldgebiet Bulau mit dem Großen Buchberg.
Der Blick vom Bergschlösschen über das Kinzigtal reicht bis in die Rhein-Main-Ebene hinein. Linker Hand ist einer der drei Zeugenberge aus Spessarter Buntsandstein zu sehen, der Meerholzer Heiligenkopf (nicht sichtbar der Niedermittlauer Heiligenkopf sowie der Rauenberg). Rechts davon im Hintergrund liegt das Waldgebiet Bulau mit dem Großen Buchberg.

Die beiden Gebäude des Bergschlösschens und der darunter liegenden „Weißen Villa” sind Zeugnisse des Wohlstandes des frühen deutschen Bürgertums. Die Familien Schöffer und Becker prägten dieses Areal zwischen 1865 und 1917 als Sommerfrische und Lebensmittelpunkt.

Das Teehaus Dorotheenhöhe ließ Conrad Heinrich Schöffer um 1875 für seine Frau Dorothea als festes Gartenhaus im italienischen, spätklassizistischen Stil errichten. Nach dem Übergang in eine Erbengemeinschaft veriel das Gebäude zusehends und sollte schließlich abgerissen werden. 1938 kaufte es die Stadt Gelnhausen und verpachtete es als „Café Bergschlösschen”. Die benachbarten Tennisplätze entstanden im Jahr 1939.

Conrad Heinrich Schöffer, Sohn einer Gelnhäuser Bürgerfamilie, verließ seine Heimatstadt mit 23 Jahren, machte in Amsterdam mit Kaffeehandel ein Vermögen und kehrte 1863 als Privatier zurück. 1865 wurde die nach dem Namen des Flurstücks benannte „Villa am goldenen Fuß” (heute „Weiße Villa”) von der Familie Schöffer bezogen. Der Schwiegersohn Schöffers, der aus Offenbach stammende und in Amsterdam zu Reichtum gekommene Bankier Carl Becker (1821-97), war mit seiner Frau Julie oftmals in der Gelnhäuser Villa zu Gast.

Postkarte des Bergschlösschens (ca. 1939)
Postkarte des Bergschlösschens (ca. 1939)
Der Erbauer der „Weißen Villa“, Conrad Heinrich Schöffer (1815-78), seine Frau Dorothea (1818-93) und ihre Tochter Julie Becker (1839-1917), die in der Weißen Villa“ bis zu ihrem Tod lebte.
Der Erbauer der „Weißen Villa“, Conrad Heinrich Schöffer (1815-78), seine Frau Dorothea (1818-93) und ihre Tochter Julie Becker (1839-1917), die in der Weißen Villa“ bis zu ihrem Tod lebte.

Schöffer und Becker machten sich um die Stadt Gelnhausen sehr verdient: Sie gründeten die „Schöffer- Beckersche gemeinnützigeStiftung für die Stadt Gelnhausen” zur Unterhaltung eines heute noch existierenden Kindergartens und ermöglichten die Restaurierung der Marienkirche. 1893 zog die Familie Becker nach dem Tod der Schwiegermutter in die „Villa am goldenden Fuß” ein und Julie lebte hier bis zu ihrem Ende im Jahr 1917. Ihr Sohn Carl Heinrich Bekker war 1921 und 1925-30 Kultusminister in Preußen. Die „Weiße Villa” ging über in die Beckersche Erbengemeinschaft und wurde 1944 an die Stadt Gelnhausen verkauft. Das Gebäude erfuhr verschiedene Nutzungen, seit 1949 war es Sitz des Burckhardthauses, einem von der evangelischen Kirche getragenen Institut für Jugend-, Kultur- und Sozialarbeit. 2008 kaufte es der Gelnhäuser Unternehmer Volker Hohmann, der es nach mehr jähr iger Sanierung wieder weitgehend in den Originalzustand versetzen ließ. Im Oktober 2013 stellte eine Ausstellung anlässlich des 150. Geburtstages der Villa ihr

Ein für Heinrichs Bruder Wilhelm (1831-1904) errichtetes Denkmal ist noch heute im Park des Krankenhauses zu sehen.
Ein für Heinrichs Bruder Wilhelm (1831-1904) errichtetes Denkmal ist noch heute im Park des Krankenhauses zu sehen.

Im Jahr der Fertigstellung der „Weißen Villa” (1865) war man beim Bau der Eisenbahnlinie Hanau-Wächtersbach auf Wasser gestoßen, das sich als Solequelle entpuppte.

Blick auf das Gelnhäuser Villenviertel um 1930: Die „Weiße Villa“, (damals noch„Villa am goldenen Fuß“), links daneben das dazu gehörende Gärtnerhaus, oberhalb des Weinbergs das Teehaus „Dorotheenhöhe“ (heute Bergschlösschen).
Blick auf das Gelnhäuser Villenviertel um 1930: Die „Weiße Villa“, (damals noch„Villa am goldenen Fuß“), links daneben das dazu gehörende Gärtnerhaus, oberhalb des Weinbergs das Teehaus „Dorotheenhöhe“ (heute Bergschlösschen).

Der jüngere Bruder Conrad Heinrichs, der Unternehmer Ludwig Wilhelm Schöffer (1831- 1904), trieb ab 1902 energisch das Projekt eines Heilbades Gelnhausen voran, das 1903 in Betrieb genommen wurde – allerdings außerhalb des Stadtkerns am Platz des heutigen Freibades im Osten der Stadt. Wilhelm hatte auf den Grundstücken westlich der „Weissen Villa” 1875 seine „Villa Witu” mit einem prächtigen Park errichten lassen. Nach seinem Tod gingen Villa und Park 1907 in den Besitz der Stadt über; der Park wurde zum Kurpark, die Villa zum mondänen Kurhaus umgestaltet. In der Weltwirtschaftskrise ab 1929 sanken die Einnahmen des Kurbetriebes so stark, dass das Gelände 1935 an den Landkreis Gelnhausen abgegeben wurde, der hier 1936 das Kreiskrankenhaus errichtete. Die „Villa Witu” wurde 1974 abgerissen. An ihrer Stelle wurde ein Hochhaus errichtet, das erst als Schwesternwohnheim und heute (2014) als Fachärztezentrum dient.

Das Kurhaus (ehem. „Villa Witu“) mit Park
Das Kurhaus (ehem. „Villa Witu“) mit Park
Blick von der Westterrasse der „Weißen Villa“ in die Kinzigaue
Blick von der Westterrasse der „Weißen Villa“ in die Kinzigaue
Gehobene Inneneinrichtung des Kurhauses
Gehobene Inneneinrichtung des Kurhauses

English

The Schöffer and Becker families left their mark on this area from 1865 to 1917. The teahouse Dorotheenhöhe (Dorothea’s Heights), now the Bergschlößchen Restaurant, was built by Conrad Heinrich Schöffer in 1875 for his wife Dorothea as a summer house in the neoclassical Italian style. Previously he had built the Villa on the Golden Foot, now known as the White Villa. After several changes in use and also in ownership, the Gelnhausen entrepreneur Volker Hohmann bought the villa in 2008. After restoration it has been largely returned to its original state. Wilhelm Schöffer built the Villa Witu in a magniicent park below the White Villa. After his death, the villas and park passed into the possession of the town in 1907. The park was changed into a public spa garden and the White Villa was remodelled into a glamourous spa hotel. In the world economic crisis of 1929, the revenue of the health and spa industry declined so much that the park was sold to the County of Gelnhausen in 1935. One year later the district hospital was established here. Unfortunately, the Villa Witu was demolished in 1974.

Francais

En 1875, Conrad Heinrich Schöffer it construire pour son épouse Dorothea le pavillon «Dorotheenhöhe». Racheté en 1938 par la ville, il devint le «Café Bergschlösschen ». Ayant quitté Gelnhausen jeune, Conrad Schöffer it fortune à Amsterdam dans le commerce du café. Revenu en 1863, il construisit la «Weiße Villa» (actuellement siège de la Burckhardthaus), où sa ille Julie résida jusqu’à sa mort en 1944. Avec son gendre Carl Becker (1821-1897), il créa une fondation pour la restauration de la Marienkirche. Rachetée en 2008 par l’entrepreneur Volker Hohmann, elle abrita une exposition en 2013 pour son 150e anniversaire. La découverte d’une source d’eau salée pendant la construction de la ligne ferroviaire vers 1870 incita l’entrepreneur Ludwig Wilhelm Schöffer (1831-1904), frère de Conrad Heinrich, à établir une station thermale inaugurée en 1903. En 1875 Wilhelm construisit la «Villa Witu» (depuis 1974 un foyer pour inirmières près de l’hôpital construit dans le parc dès 1935).

© Archäologisches Spessart-Projekt e.V. Der Kulturweg Gelnhausen 4 wurde realisiert im Rahmen des Projekts «Pathways to Cultural Landscapes» mit Unterstützung der AG Kulturweg, Erich Krebs, Dora Georges, May Gieshoff, Daniel Glöckner, Michael Heininger, Trautel Kraehe, Jürgen Steigerwald, Betriebshof-Team Stadt Gelnhausen, Evangelische Marienkirchengemeinde, Hessen Forst, Medien- und Selbstlernzentrum Main-Kinzig, Stadtarchiv Gelnhausen, Verkehrsverein Gelnhausen e.V, Zentrum für Regionalgeschichte MKK, sowie von Heide Altvater, Claus Bergmann M.A., Karl Breidenbach, Prof. Dr. Helmbrecht Breinig, Peter Brill, Bürger für Gelnhausen, Burger King, Eheleute Coy, Culinarum Gabriele und Heiko Franz, Die Dürich-Anlieger, Gerhard Dinges, Dr. Gerd Eidam, Christine Feldhaus, Familien Fischinger, Freie Ritterschaft Friedberg, Geschichtsverein Gelnhausen, Dr. Irina Görner, Achim Gogler, Gerdrut und Heiner Hartmann, Manfred Hendel, Wolfgang Hendel, Werner und Jutta Hessberger, Gebr. Horst Gummiwarenfabrik, Heinrich Horst, Stefan und Pia Horst, Volprecht Kalbleisch, Pfarrer i.R. Kurt Kreis, Werner Kürle, Albert Landschreiber, Familie Lupton, Main-Kinzig-Kreis, Dr. Norbert Manns, Werner Müller, Marga Noll, Rainer Mende, Dr. Kristina Michaelis, Alexander Schopbach, Olaf Seidel, Helga Siegmund, SPD Gelnhausen, Stadt Gelnhausen, Stadtwerke Gelnhausen, Irene Staeves, Stiftung der Kreissparkasse Gelnhausen, Gudrun Stumpp, Bernd Wietzorek.

Weitere Informationen bei: Archäologisches Spessart-Projekt e.V. • Ludwigstraße 19 • 63739 Aschaffenburg • www.spessartprojekt.de • info@spessartprojekt.de

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