Geschichtsverein Gelnhausen e. V.

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Tafel 8 - Pfaffenweg

Tafel 8

Pfaffenweg

Weinbau in Gelnhausen gestern und heute

„Obendig Gelnhausen liegt ein schöner hoher großer Weinberg, da wechst viel und guter Wein”. (Erasmus Alberus, 1550)

 

Am Pfaffenweg wird Weinbau seit dem 21. Jahrhundert wieder gepflegt.
Am Pfaffenweg wird Weinbau seit dem 21. Jahrhundert wieder gepflegt.

Schon kurz nach der Stadtgründung 1170 wird urkundlich Besitz von Weinbergen der Klöster Meerholz und Selbold in Gelnhausen erwähnt. Die ältesten Weinkulturen dürften sich am Königsstück auf dem Hang nördlich der Kaiserpfalz, auf dem Alten Berg, der Dürich am Dietrichsberg und auf dem Alten Graben befunden haben.

 

Gelnhausen und seine Weinberge um 1900.
Gelnhausen und seine Weinberge um 1900.

Einer der größten Weinberge war mit sieben Morgen (1 Morgen = ca. 2600 m²) das Königsstück, ein zum Königsgut der Barbarossapfalz gehörender Weinberg. Im Jahre 1370 werden im Gülteregister des Klosters Selbold eine hohe Anzahl an Weinzehnten (= Steuern) erfasst. Mit der Erwähnung der Weinberge in den Fluren „vor dem Rodirtore, in dem Dorndal, in dem Okersdayl, an der Dyreich, uf dem Frysinborne” lässt sich die größte Ausdehnung der Weinberge vom Osten bis in den Westen des Stadtgebietes bis 1400 nachweisen.

Die historische Karte des Elias Hoffmann aus dem Jahr 1585 (Norden ist links) zeigt Gelnhausen mit seinen Weinlagen.
Die historische Karte des Elias Hoffmann aus dem Jahr 1585 (Norden ist links) zeigt Gelnhausen mit seinen Weinlagen.

Wein war in dieser Zeit ein Getränk, das auch von der breiten Bevölkerung täglich konsumiert wurde, weil er reiner als Wasser war. Reiche Bürger legten ihr Kapital auch gerne in Weingülten an und erhielten daraus regelmäßige Einkünfte. Als Berufe inden wir in Gelnhausen Weingärtner, Weinkaufleute, Weinausrufer, Kellermeister, Faßbinder, Kelterknechte, Küfer, Becherer, Fuhrleute, Weinschröter, Visiere, Ehmer, Weinbergsaufseher und Weinbergsarbeiter/Innen. Der hohe Wirtschaftsfaktor des Weinbaus zwang die Stadt zur Einführung einer Weinbergsordnung.

Die bisher älteste dokumentierte Weinbergsordnung aus dem Jahre 1560 regelte unter anderem eine noch heute für Gelnhäuser Grundstücksbesitzer geltende Arbeitsweise. Fällt die Weinbergsmauer ein oder rutscht ab, so ist der obere Besitzer verplichtet, diese binnen 14 Tagen wieder aufzurichten bzw. zu reparieren und somit die Behinderung zu beseitigen. Verstreicht die Frist, ist der Unterlieger berechtigt, die Steine der Mauer an sich zu nehmen und selbst zu verwenden. Sicher förderten diese und andere Regelungen auch die Qualität des produzierten Weines.

Am Gelnhäuser Sonnenhang sind auf weiten Strecken die Weinbergsmauern zu sehen. Durch den über 100 Jahre andauernden Bewuchs mit Bäumen sind die Mauertrassen inzwischen in großen Teilen beschädigt und vielfach umgestürzt. Im Hinblick auf die oberhalb der Stadt im steilen Abhang vorhandene Erosionsgefahr benötigen die Mauern Pflege.
Am Gelnhäuser Sonnenhang sind auf weiten Strecken die Weinbergsmauern zu sehen. Durch den über 100 Jahre andauernden Bewuchs mit Bäumen sind die Mauertrassen inzwischen in großen Teilen beschädigt und vielfach umgestürzt. Im Hinblick auf die oberhalb der Stadt im steilen Abhang vorhandene Erosionsgefahr benötigen die Mauern Plege.
Am Gelnhäuser Sonnenhang sind auf weiten Strecken die Weinbergsmauern zu sehen. Durch den über 100 Jahre andauernden Bewuchs mit Bäumen sind die Mauertrassen inzwischen in großen Teilen beschädigt und vielfach umgestürzt. Im Hinblick auf die oberhalb der Stadt im steilen Abhang vorhandene Erosionsgefahr benötigen die Mauern Pflege.
Am Gelnhäuser Sonnenhang sind auf weiten Strecken die Weinbergsmauern zu sehen. Durch den über 100 Jahre andauernden Bewuchs mit Bäumen sind die Mauertrassen inzwischen in großen Teilen beschädigt und vielfach umgestürzt. Im Hinblick auf die oberhalb der Stadt im steilen Abhang vorhandene Erosionsgefahr benötigen die Mauern Pflege.

Exporte bis an den Wiener Hof sprechen für sich. Gelnhäuser Wein war überregional bekannt und beliebt. „In Gelnhausen indet man irne Weine von großem Reichtum an Geist und Mark” beschrieb das „Weinbuch” von 1874. Sorten wie Weißer Elbling, Weißer kleiner Riesling, Gelber Ortlieber, Grüner Silvaner, Roter und Schwarzer Cläver wurden angebaut.

Blick von der Kinzigaue hinauf auf die Gelnhäuser Weinberge um 1920
Blick von der Kinzigaue hinauf auf die Gelnhäuser Weinberge um 1920

Zum jährlichen Abschluss der Weinlesetage wurde in einem prächtig geschmückten Festzug das „Orwanesi” durch die Stadt getragen. Diese spätgotische Holzigur stellte St. Urbanus dar, den Schutzheiligen der Weinbauern. Die Winzer dankten für die Ernte und baten für die kommende Saison um guten Ertrag.

Klimaschwankungen, Kriege und Erbteilungen erschwerten das Auskommen der Weinbauern ab dem 18. Jahrhundert. Der Beitritt Kurhessens zum deutschen Zollverein 1834 erleichterte die Einfuhr auswärtiger Weine, Arbeitskräfte wanderten in die aufstrebende Industrie ab.

Blick von der Alten Leipziger Straße hinauf in die Weinberge (um 1900)
Blick von der Alten Leipziger Straße hinauf in die Weinberge (um 1900)
Eines der wenigen Fotos von der Weinlese in Gelnhausen am Ende des 19. Jahrhunderts
Eines der wenigen Fotos von der Weinlese in Gelnhausen am Ende des 19. Jahrhunderts

Spätestens mit Eröffnung der Bahnstrecke Hanau – Wächtersbach im Jahr 1867 wurden die an der Strecke liegenden industriellen Betriebe attraktive Arbeitgeber, was bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zum Erliegen des Weinbaus führte und eine Umnutzung der Weinbaulächen hin zum Obstanbau bewirkte. Das milde Klima hat auch diesen Wirtschaftszweig begünstigt. Die ehemaligen Weinbaulächen sind heute bebaut, verwildert oder werden als Streuobstwiesen bewirtschaftet. Die Reblaus, ein aus Amerika eingeschleppter Parasit, wurde im 19. Jahrhundert in Gelnhausen, im Gegensatz zu anderen deutschen Weinbauregionen, nicht nachgewiesen. Eine der letzten Weinlesen wurde 1897 bildlich dokumentiert.

Das „Orwanesi“ wurde zum Abschluß der Weinlese in einer Prozession durch die Stadt getragen.
Das „Orwanesi“ wurde zum Abschluß der Weinlese in einer Prozession durch die Stadt getragen.

English

Shortly after the town’s foundation in 1170, it is documented that the monasteries in Meerholz and Selbold possessed vineyards in the Gelnhausen area. The oldest one is thought to be the Königsstück (King’s Plot) on the slope north of the Imperial Palace. At that time, wine was consumed every day by the general public, because it was purer than water. Rich citizens put their money into vineyard properties. Gelnhausen wine was so popular that members of the imperial family in Vienna also drank it. «In Gelnhausen you ind ine wines of great richness of spirit and marrow», claimed «Das Weinbuch» in 1874. On the last day of the annual vintage, the «Orwanesi» was carried through the town in a beautifully decorated pageant. This late Gothic wooden statue of St. Urban represents the patron saint of winegrowers. The winegrowers gave thanks for a good harvest and asked that the next season should give a good yield. Climate luctuations, wars, and inheritances caused the decline of wine cultivation in Gelnhausen. Industrialisation and the railway meant that, by the end of the 19th century, wine growing had come to a standstill. Thereafter, the former wine-growing areas were redeveloped for fruit growing. One of the last vintages, in 1897, is documented in photographs.

Francais

Les vignobles des monastères de Meerholz et Selbold furent documentés dès 1170. Mais les plus anciens seraient sur le «Königsstück» (parcelle du roi) au nord du palais impérial. En 1370, un registre mentionne des dîmes sur les vins du monastère de Selbold. L’extension des vignobles se poursuivit jusqu’en 1400. La population consommait quotidiennement le vin, plus pur que l’eau. En 1874, le «livre des vins» vante les mérites du vin de Gelnhausen (même exporté vers la cour de Vienne) et de ses variétés de raisins comme Riesling blanc, Silvaner vert. Lors d’un déilé couronnant la in des vendanges, «Orwanesi» (sculpture en bois de Saint Urbain, protecteur des viticulteurs) était porté par les rues de la ville. A partir du 18e siècle, après l’adhésion du «Kurhessen» à l’union douanière allemande facilitant l’importation de vins étrangers et la construction de la ligne ferroviaire Hanau-Wächtersbach en 1867, la main d’oeuvre se tourna vers l’industrie, mettant in à la viticulture, remplacée par la culture des arbres fruitiers.

© Archäologisches Spessart-Projekt e.V. Der Kulturweg Gelnhausen 4 wurde realisiert im Rahmen des Projekts «Pathways to Cultural Landscapes» mit Unterstützung der AG Kulturweg, Erich Krebs, Dora Georges, May Gieshoff, Daniel Glöckner, Michael Heininger, Trautel Kraehe, Jürgen Steigerwald, Betriebshof-Team Stadt Gelnhausen, Evangelische Marienkirchengemeinde, Hessen Forst, Medien- und Selbstlernzentrum Main-Kinzig, Stadtarchiv Gelnhausen, Verkehrsverein Gelnhausen e.V, Zentrum für Regionalgeschichte MKK, sowie von Heide Altvater, Claus Bergmann M.A., Karl Breidenbach, Prof. Dr. Helmbrecht Breinig, Peter Brill, Bürger für Gelnhausen, Burger King, Eheleute Coy, Culinarum Gabriele und Heiko Franz, Die Dürich-Anlieger, Gerhard Dinges, Dr. Gerd Eidam, Christine Feldhaus, Familien Fischinger, Freie Ritterschaft Friedberg, Geschichtsverein Gelnhausen, Dr. Irina Görner, Achim Gogler, Gerdrut und Heiner Hartmann, Manfred Hendel, Wolfgang Hendel, Werner und Jutta Hessberger, Gebr. Horst Gummiwarenfabrik, Heinrich Horst, Stefan und Pia Horst, Volprecht Kalbleisch, Pfarrer i.R. Kurt Kreis, Werner Kürle, Albert Landschreiber, Familie Lupton, Main-Kinzig-Kreis, Dr. Norbert Manns, Werner Müller, Marga Noll, Rainer Mende, Dr. Kristina Michaelis, Alexander Schopbach, Olaf Seidel, Helga Siegmund, SPD Gelnhausen, Stadt Gelnhausen, Stadtwerke Gelnhausen, Irene Staeves, Stiftung der Kreissparkasse Gelnhausen, Gudrun Stumpp, Bernd Wietzorek.

Weitere Informationen bei: Archäologisches Spessart-Projekt e.V. • Ludwigstraße 19 • 63739 Aschaffenburg • www.spessartprojekt.de • info@spessartprojekt.de

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