Die Mundart einer Landschaft ist ein Stück Kulturgeschichte. Ihr Wesen liegt in Ihrer Ursprünglichkeit. Sie schöpft an den Urquellen der Volkssprache . Sie bewahrt das Sprachgut , das vergangene Geschlechter von Siedlern, Weinbauern, Handwerkern, Kaufleute und Standesherren, von Alteingesessenen und Zuwanderern, mündlich von Generation zu Generation weitergegeben haben. Eine Sprache, die spontan sprudelt, unbeschwert von Regeln und voller Leben, das immer neue Gesuichter zeigt.

Unablässig nimmt sie neues Gut auf, lässt manches weniger Wertvolle verdorren und zeigt eine unversiegbare Schöpferkraft. Sie bevorzugt das Bildhafte und Originelle bringt Vergleiche und übertreibt gern und gibt so dem Alltag Farbe und Kraft. Diese Eigenschaften der Mundart werden vor allem dort lebendig, wo sie in einer geschichtsträchtigen und in sich abgeschlossenen Landschaft wurzelt.

Ein solcher Raum ist Gelnhausen.

Von der heimischen Mundart, dem Gelnhäuser Dialekt, sagt man: “Es leihd in da Luft”. Es ist oft erstaunlich, wie rasch sich junge Menschen, Kinder, von wo sie auch kommen, die heimische Sprachweise unbewusst zu eigen machen.

Adolf Seibig 1977