Begrüßungsrede zum Brezelessen 2024
Heute vor 79 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. Dies ist der Grund, dass dieser Tag ein Gedenktag ist.
Der Geschichtsverein Gelnhausen möchte auch weiterhin an die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnern.
Bereits im Parteiprogramm der NSDAP vom 24. 2. 1920 sind Hitlers Ziele klar enthalten. Den Juden werden die staatsbürgerlichen Rechte abgesprochen, da sie nicht „deutschen Blutes“ sind.
Wehret also den Anfängen!
Bereits vor 1933 wurde beiden Gebrüdern Spielmann in Gelnhausen ein nationalsozialistisches Liederbuch gedruckt, in dem sich eine Annonce mit folgendem Aufruf fand:
Parteigenossen! Parteigenossinnen! Nationalsozialisten!
Der deutsche Geschäftsmann, der sich offen zu uns bekennt, wird von unseren Gegnern boykottiert.
Aus diesem Grund haben wir ihn mit allen Kräften zu unterstützen.
Deshalb: Lauft nicht ins Warenhaus! Meidet die Ramschbazare! Betraut nicht jüdische Ärzte und Rechtsanwälte! Keinen Pfennig unseren Feinden! – Haltet Disziplin und kauft nur in deutschen Geschäften! Denkt daran:
Der Jude ist unser Unglück!
Dieser Aufruf wurde von 48 Geschäftsleuten unterzeichnet.
Mit dem Ausschluss der Gelnhäuser Juden aus den städtischen Vereinen begann deren Verdrängung aus dem öffentlichen Leben der Stadt. In wirtschaftlicher Hinsicht wurde der antijüdische Boykott am 1. April 1933 – nun ganz offiziell und von staatlicher Seite – fortgesetzt.
In die schriftlich niedergelegten Erinnerungen des Gelnhäuser Juden Richard Scheuer ist seine Heimatstadt als „Hochburg des Radau-Antisemitismus“ eingeschrieben.
Im Jahr 1935 wurde der Kaufmann Ludwig Scheuer aus der Burgstrasse 34 in Gelnhausen schwer misshandelt. Der 35-jährige Jude wurde dreihundert Meter vor seinem Haus von zwei Nazis zusammengeschlagen. Er konnte sich kaum nach Hause schleppen.
Gelnhausen meldet sich am 1. November 1938 „judenfrei“.
Auch aus diesem Grund macht sich der Geschichtsverein dafür stark, das ehemalige Anwesen der Familie Scheuer zu erhalten und einer nicht kommerziellen Nutzung zu widmen. Mit der Einrichtung einer Gedenkstätte für die Familie Scheuer und der Dokumentation ihres Schicksales möchte der Verein einen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten.
Quelle: Daniel Hanke- Die Geschichte der Juden in Gelnhausen 1933-1938